Obedience – Die höchste Stufe der Unterordnung
Beim Obedience (Engl. = Gehorsam) kommt es auf die präzise Ausführung von Übungen an. Nicht umsonst wird Obedience als die „Hohe Schule des Gehorsams“ bezeichnet und oft mit der Dressur im Pferdesport verglichen.
Obedience ist eine Hundesportart, die ursprünglich aus Großbritannien stammt. Seit den neunziger Jahren ist Obedience auch in Deutschland bekannt, seit 2002 existiert eine deutsche Prüfungsordnung für diese Sportart. Gerade in den letzten Jahren haben sich die Ansprüche an die Qualität der Vorführungen noch einmal erhöht und mit der neuen Prüfungsordnung von 2016 ist der Anspruch, gerade in Klasse 3 noch einmal gestiegen. Entsprechend muss man einen nicht unerheblichen Trainingsaufwand investieren, um im Obedience Erfolg zu haben. Mindestens dreimaliges Training in der Woche ist bei Turnierstartern die Regel. Entsprechend arbeiten Obedience-Sportler im allgemeinen sehr selbstständig, da so oft gar kein Trainer zur Verfügung stehen kann. Zusammen mit ihm wird einmal in der Woche die Marschrichtung festgelegt, die eigentliche Arbeit findet im freien Training statt. Ein Vorteil beim Obedience ist der geringe Gerätebedarf. Eine Wiese und ein kleiner Rucksack voller Gegenstände reichen für ein Training völlig aus.
Obedience ist ein Wettkampfsport, der Hundeführer und Hunde vor recht große und sehr spannende Herausforderungen stellt. Insbesondere Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer werden von beiden Teampartnern gefordert. Doch Obedience hat absolut nichts mit sturem Drill zu tun. Im Gegenteil – die Teams können nur erfolgreich sein, wenn Motivation und Arbeitsfreude stimmen. Die Ausbildung ist ausschließlich positiv angelegt; Die Hunde werden über Spiel und Spaß motiviert. Ein wichtiges Trainingsziel ist auch die Arbeitsgeschwindigkeit der Hunde. Diese wird im Turnier ebenso bewertet wie die Arbeitsfreude des Hundes.
Welche Übungen werden im Obedience gezeigt?
Neben den bekannten Gehorsamsübungen, wie Fußarbeit, Positionen (Steh, Sitz, Platz) aus der Bewegung oder Abrufen, werden im Obedience verschiedene Apportierübungen, Richtungs-Senden, Sprung über eine Hürde (mit und ohne Apport), Ablage/Absitzen in oder außer Sicht, Kontrolle auf Distanz (Bewegungsübungen auf einem Fleck), Geruchsidentifikation und Vorausschicken in eine Box gezeigt.
Beim Abrufen soll der Hund in den höheren Klassen aus vollem Lauf auf Kommando anhalten und auf ein erneutes Abruf-Kommando warten. Dabei soll einerseits die Laufgeschwindigkeit sehr hoch sein und der Hund anderseits abrupt bremsen. Bei einer „Geruchsunterscheidung“ soll der Hund ein Hölzchen, welches der Hundeführer kurz angefasst hat, von anderen Gegenständen unterscheiden. In jeder Klasse führen die Hunde zudem ein bis drei Übungen in einer Hundegruppe durch, zum Beispiel ein Ablegen, während sich die Hundeführer außer Sicht befinden.
Die technischen Anforderungen in den einzelnen Übungen (z.B. hinsichtlich Distanz, Zeit, Anzahl der Wiederholungen) steigen von Klasse zu Klasse. Darüber hinaus wird in den höheren Klassen stärker auf kleine Details, auf Geschwindigkeit und Ausführung der Übungen geachtet.
Welcher Hund eignet sich für Obedience?
Im Prinzip jeder. Es gibt keine Einschränkungen bezüglich Größe oder Rasse. Beim Obedience kommt nur ein einziger Hürdensprung vor, bei dem die Hürdenhöhe der Schulterhöhe des Hundes entspricht. Insofern sind die rein körperlichen Anforderungen nicht so hoch wie bei anderen Sportarten. (Trotzdem sollte man auch die Belastungen durch beispielsweise eine minutenlange Freifolge nicht unterschätzen. „Warm up“ sollte auch im Obedience zu jedem Training gehören.)
Langfristigen Erfolg auch in den höheren Klassen kann man in der Sportart jedoch nur mit hochmotivierten, leicht zu begeisternden Hunden haben. Wer also einen „Workaholic“ an der Leine hat, ist im Obedience genau richtig aufgehoben.
Obedience-Klassen und Turniere
Im Obedience gibt es vier Klassen: Beginner-Klasse, Klasse 1, Klasse 2 und Klasse 3. Es werden jeweils 10 Übungen gezeigt. Die Reihenfolge der Übungen und die Abläufe variieren von Turnier zu Turnier (auch die Position der „Übungs-Stationen“), die Übungen selbst sind jedoch einheitlich. Eine Besonderheit im Obedience ist der Einsatz des „Ringstewards“. Er leitet das Team durch die Prüfung und sagt die Aufgaben an, während der Richter die Leistungen des Teams beurteilt.
Wichtig im Vergleich zu z.B. THS-Unterordnungen ist, dass hier jede Aktion vom Ringsteward angesagt wird – arbeitet man also vor dem Kommando des Ringstewards (z.B. Hund sitzt vor und soll dann in die Fuß-Position gerufen werden), werden Punkte gezogen. Teams, die aus dem THS kommen, müssen sich ggf. erst umstellen, denn dort arbeitet man das Unterordnungsschema relativ selbstständig ab.
Mit 80% von der möglichen Gesamtpunktzahl erhält man die Note „Vorzüglich“, mit der man in die nächsthöhere Klasse aufsteigen kann. Ein erneuter Abstieg ist nicht mehr möglich, sobald man erst einmal in einer höheren Klasse gestartet ist.